In der letzten Ratssitzung haben wir die Gestaltung des „Vorgartens“ am Gevelsberger Rathaus angesprochen. Wir hatten uns doch sehr über den vermeintlichen „Schottergarten“ dort gewundert.
Man informierte uns, dass es sich nicht um Schotter, sondern um Lavakies handele, welcher eine hohe Wasserdurchlässigkeit habe und temperaturausgleichend sei, so dass die Erde darunter im Sommer feucht bleibe und im Winter starker Frost abgemildert wird. Auch sorge das Granulat für eine gute Durchlüftung und habe eine Drainagefunktion, so dass Staunässe vermieden wird.
So weit so gut: Es gibt jedoch auch Nachteile. Auch wenn es sich um ein mineralisches Gestein handelt, so werden doch nur wenige Nährstoffe in den Boden abgegeben. Es wächst dennoch Unkraut, welches schlecht zu entfernen ist, denn die Kiesdecke wird dabei zerstört und muss danach wieder begradigt werden. Auch Neubepflanzungen, gerade was die Blumenzwiebeln anbelangt, sind schwierig und arbeitsaufwendig.
Von daher wäre es sinnvoller, das Granulat dem Boden beizumischen, denn damit wird der Sauerstoffgehalt deutlich erhöht und wichtige Mineralstoffe und Spurenelemente kommen den Pflanzen so besser zu Gute. Allerdings müsste dafür die Körnung des Granulats kleiner sein. Für die Baumscheiben am Vendômer Platz sollte jedoch die Lava lieber nicht genutzt werden, denn die herabgefallenen Blätter sind im Herbst nur schwierig aus dem Kies herauszulesen.
Insgesamt hört sich das zunächst einmal nicht schlecht an.
Womit wir jedoch gar nicht zufrieden sein können, ist die vorgenommene Bepflanzung. Man hat sich zwar Mühe gegeben, eine insektenfreundliche Auswahl zu treffen, jedoch ist die Auswahl der (wenigen) Gehölze verbesserungswürdig: Eine Hamamelis zählt zu den Winterblühern und ist für Bienen und Hummeln nur bedingt nützlich, da diese erst ab einer bestimmten Temperatur fliegen. Besser wären hier zum Beispiel Kornelkirsche und Schlehe gewesen. Liguster und Hartriegel wurden ebenfalls gepflanzt, insgesamt sind es jedoch viel zu wenig Gehölze. Schlimm auch die beiden „Bäumchen“ mit ihrem säulenartigen Wuchs: bloß kein Schatten, wo kämen wir denn da hin?
In die Beete hat man unter anderem Lavendel und Mädchenauge (Coreopsis) gesetzt, die sind sehr gut für Insekten, aber eine viel zu große Fläche wurde nur mit Gräsern bepflanzt und das ist langweilig. Auch die Hemerocallis (Taglilien), die man links des Weges sieht, sind robust und pflegeleicht und sehen wunderschön aus, wenn sie blühen. Als Insektenpflanzen sind sie jedoch eher nicht so bedeutend.
Dabei gibt es doch eine solche Vielfalt an heimischen Pflanzen und wir haben mit Herrn Sprenger im Rathaus einen Fachmenschen sitzen, der sich bestens auskennt. Hat man ihn eigentlich gefragt? Denn nicht jede Gartenfachfrau und jeder Hobbygärtner hat unbedingt auch einen biologischen Hintergrund…
Wir müssen uns doch sehr wundern: Nachdem die Stadt Gevelsberg zwei Jahre lang einen Wettbewerb aufgelegt hatte, mit dem Titel „Grün statt Grau“ unter dem Motto „Lasst die Vorgärten blühen“, haben wir für das Rathaus nun einen „Lavavorgarten“ bekommen, der so hässlich aussieht wie ein Schottergarten. Warum hat man hier nicht einfach mal die Bürgerinnen und Bürger bei der Gestaltung „ihres Vorgartens“ mit einbezogen? Auch daraus hätte man einen Wettbewerb machen können.
Laut Flyer zur Gestaltung der Vorgärten wirken sich folgende Kriterien positiv auf die Bewertung aus:
- Kontinuierliches Blütenangebot von Frühjahr bis Herbst
- Natürliche Nistplätze und künstliche Nisthilfen
- Ausführung und Kreativität
Aus unserer Sicht lassen insbesondere die Punkte 2 und 3 zu wünschen übrig. Warum hat man beispielsweise keine Insektenhotels aufgestellt?
Ein Vorschlag unsererseits wären auch kleine Schautafeln mit einem entsprechenden „Steckbrief“ zu den jeweiligen Pflanzen, so ähnlich wie in einem botanischen Garten. Der Bürgermeister hat in der Ratssitzung zugesagt, uns eine Aufstellung mit den gepflanzten Arten zukommen zu lassen. Wir sind gespannt und werden unsererseits weitere Vorschläge erarbeiten.
Den Artikel habe ich in der Westfalenpost am 20.04.2022 gelesen. Ist denn bei der Planung der gesamten Anlage nichts über die Bepflanzung bekannt gewesen?